Erholung in der Stadt, © Schwarz König

Löwen Apotheke

Historische Stätte

Beschreibung

St. Pöltens älteste Apotheke im Zeichen des goldenen Löwen - 1545

Mitten im historischen Herzen St. Pöltens, an der markanten Ecke Kremser Gasse / Wiener Straße, steht eines der ältesten und traditionsreichsten Gebäude der Stadt: die Löwenapotheke. Seit dem Jahr 1595 in Betrieb, ist sie nicht nur die älteste Apotheke St. Pöltens, sondern auch ein Zeugnis jahrhundertealter Heilkunst, Architektur und städtischer Entwicklung.

Die Wiener Straße – Ader durch die Jahrhunderte

Die Wiener Straße selbst ist eine der ältesten Verkehrsachsen der Stadt. Bereits in der Römerzeit verband sie wichtige Lager- und Handelspunkte. Nach 1100 entwickelte sie sich zum Zentrum der bürgerlichen Kaufmannssiedlung, die vom Bischof von Passau gegründet wurde. Zahlreiche ehemalige Gasthöfe zeugen noch heute von ihrer Bedeutung als europäischer Reiseweg und Handelsroute.

Ein Haus mit Löwe, Wappen und Geschichte

Die Löwenapotheke befindet sich in einem traditionsreichen Gebäude an prominenter Stelle: Wiener Straße 1. Ihre heute sichtbare barocke Fassade entstand nach 1727 durch den renommierten Architekten Joseph Munggenast. Über dem Eingang prangen zwei kunstvoll gearbeitete Apothekerwappen, die auf Apotheker Königsdorfer aus dem Jahr 1607 zurückgehen.

Besonderes Augenmerk verdient das Ladenschild: Es trägt die Aufschrift „Zum goldenen Löwen“ – ein Relikt aus dem 19. Jahrhundert, das bis heute nicht nur dem Gebäude seinen Namen gibt, sondern auch ein Symbol für Beständigkeit und Vertrauen darstellt.

Im Erdgeschoss finden sich noch originale, spätbiedermeierlich bemalte Fenster- und Türflügel, die den Charme und Charakter des historischen Hauses eindrucksvoll bewahren.

In der Ecknische des Gebäudes steht eine Kopie einer barocken Maria Immaculata-Statue, deren Original sich im Stadtmuseum befindet – ein weiteres Detail, das zeigt, wie sehr religiöse Symbolik und bürgerliches Leben einst miteinander verwoben waren.

Jugendstil und Renaissance: Nachbarn mit Geschichte

Direkt angrenzend an die Apotheke liegt das Gebäude Wiener Straße 3–7, ein großvolumiger Bau, der 1914/15 anstelle dreier älterer Häuser von Architekt Rudolf Frass errichtet wurde. Gestaltet im Stil des ausklingenden Jugendstils, markiert es einen stilistischen Kontrast und dokumentiert den Übergang von historistischen zu modernen Architekturformen in St. Pölten.

Gegenüber, in der Wiener Straße 4, befindet sich ein in seinen Ursprüngen ins 16. Jahrhundert zurückreichendes Gebäude mit einem schmalen Renaissancearkadengang im Innenhof – ein seltenes architektonisches Detail, das jedoch nicht öffentlich zugänglich ist. Die Fassade, vermutlich ein Spätwerk von Joseph Munggenast, ergänzt das Ensemble stimmig.

Noch ein Stück weiter, in der Wiener Straße 6, befindet sich eine prachtvolle stuckierte Halle im ersten Stock – ein weiteres Renaissancekunstwerk, das in St. Pölten nur noch selten in dieser Form erhalten ist. Auch dieses Gebäude wurde um 1854 neu gefasst.

Fassade als Zitatensammlung

Das benachbarte Haus Wiener Straße 8, ehemals mit Nr. 6 durch eine gemeinsame Fassade verbunden, erhielt 1907 ein neues Gesicht im sogenannten Bürgerstil der Renaissance, auch bekannt als Nürnberger Stil. Bauherr Franz Benedikt, ein Eisenhändler, wollte keine einheitliche Architektur, sondern vielmehr eine künstlerische Collage bürgerlicher Renaissance-Motive. Die Fassade wirkt bis heute wie ein begehbares Zitatbuch des romantischen Historismus.

Heute: Eine Apotheke mit Identität

Die Löwenapotheke ist bis heute ein Ort, an dem Heilmittel, Geschichte und Handwerkskunst zusammenkommen. Wer sie betritt, betritt nicht nur einen Raum der Gesundheit, sondern auch ein Stück St. Pöltner Stadtgeschichte. Und der goldene Löwe wacht nach wie vor aufmerksam über die Ecke von Wiener Straße und Kremser Gasse – als Sinnbild für Schutz, Stärke und Tradition.

Lage
  • mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar

Standort & Anreise