Erholung in der Stadt, © Schwarz König

Prandtauerkirche und Karmeliterhof

Historische Stätte, Kirche

Beschreibung

Barocke Geschichte und bürgerliche Gegenwart. Unmittelbar am Rathausplatz gelegen, markiert das Ensemble aus der ehemaligen Karmeliterkirche, heute bekannt als Prandtauerkirche, und dem Karmeliterhof einen städtebaulichen Höhepunkt in St. Pölten. Einst ein Ort klösterlicher Zurückgezogenheit, später militärisch genutzt und heute kulturell geprägt – die wechselvolle Geschichte des Baukomplexes spiegelt die Umbrüche der Stadt eindrucksvoll wider.

Ein barocker Klosterbau mit Wiener Handschrift

Das Kloster wurde 1708 von Fürstin Maria Antonia Montecuccoli gestiftet und ursprünglich nach den Plänen des Klosterarchitekten Martin Wittwer errichtet. Die Ausführung des Baus übernahm Jakob Prandtauer, dem das Ensemble auch seinen volkstümlichen Namen verdankt. Die architektonische Handschrift der Kirche selbst geht jedoch auf den bedeutenden Wiener Architekten und Theateringenieur Mathias Steinl zurück – berühmt durch die Türme von Dürnstein und Zwettl. Insbesondere die charakteristische konkav geschwungene Fassade ist ihm zu verdanken.

Trotz Prandtauers überragender Stellung in der österreichischen Barockarchitektur war er bei diesem Bau nur für die Bauführung zuständig. Steinls Entwurf, reich an Bewegung und Dramaturgie, ist ein seltenes Beispiel für den Einfluss des Wiener Hochbarock auf die Baukunst Niederösterreichs.

Vom Kloster zur Kaserne – und zurück zur Kirche

Wie viele Ordenshäuser wurde auch dieses unter Kaiser Joseph II. im Zuge der Klosteraufhebungen geschlossen. Ab 1787 diente der Komplex als Kaserne, die Kirche wurde entweiht und in der Folge als Montur- und Munitionsdepot genutzt. Die wertvolle Kirchenausstattung wurde in umliegende Gotteshäuser überführt.

In den 1920er-Jahren war sogar angedacht, das Gebäude in ein Kino, ein Museum oder einen Veranstaltungssaal umzuwandeln. Doch schließlich setzte sich der denkmalpflegerische Gedanke durch: 1934 erfolgte unter Leitung des Architekten Rudolf Wondracek die Instandsetzung und Neueinweihung der Kirche.

Ein Jahr später, 1936, wurde an der nördlichen Außenwand der Kirche das Hesserdenkmal enthüllt – ein Werk von Leopold Schmidt und Herbert Dimmel. Es erinnert an das k.u.k. Infanterieregiment Freiherr von Heß Nr. 49, das hier einst stationiert war.

Ein Hochaltar aus dem Schloss Aschach

Ein bedeutender Zuwachs an barocker Ausstattung erfolgte 1961 mit der Übertragung des 1712 von Johann Lukas von Hildebrandt errichteten Hochaltars aus der Schlosskapelle von Aschach (OÖ) in die Kirche. Das zentrale Altarbild, eine Kreuzigungsszene, wird Giuseppe Ribera zugeschrieben, das Oberbild stammt von Johann Georg Schmidt, dem sogenannten „Wiener Schmidt“.

Der Karmeliterhof heute – Kunst, Kultur, Verwaltung

Das ehemalige Klostergebäude trägt bis heute über dem rechten Portal das Wappen des Karmeliterordens, über dem linken jenes der Stifterfamilie Montecuccoli. Die ursprüngliche Funktion als Ort des Gebets und der Seelsorge hat der Karmeliterhof längst hinter sich gelassen: Heute sind hier die Kulturverwaltung der Stadt St. Pölten, das Stadtmuseum, das NÖ Dokumentationszentrum für moderne Kunst, das Stadtarchiv sowie mehrere Magistratsabteilungen untergebracht.

So lebt die Geschichte dieses barocken Klosterensembles weiter – nicht nur in Mauerwerk und Fresken, sondern auch in der kulturellen Gegenwart der Stadt.

Lage
  • mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar

Standort & Anreise